Und wir wissen, dass für die, die Gott lieben …, alles zum Guten führt.

Liebe Geschwister, liebe Freunde,

Und wir wissen, dass für die, die Gott lieben …, alles zum Guten führt. (Röm. 8,28 in der Übertragung Neues Leben)

Diesen Text haben wir schon oft mit etwas anderen Worten in der Luther-Übersetzung gehört. Wie bei vielen bekannten Texten haben wir eine fertige, manchmal auch allzu einfache Lesart parat, wie z.B.: Mit Gott an der Seite passiert uns schon nichts! Aber zu einfach sollten wir es uns nicht machen. Eine neue Übersetzung hilft mir manchmal, eine zu schnelle Interpretation in meinem Kopf zu stoppen, um dann neu darüber nachzudenken.

Was könnte Paulus mit dem Wort „alles‘œ meinen? Jeder Mensch, auch der gläubigste, macht außer angenehmen auch schwere Zeiten durch, die als Krise erfahren werden. Wir wissen, selbst Jesus musste auch „alles‘œ, also auch schwierige Momente erleiden, in denen er Gott sogar gebeten hat, dass der Kelch an ihm vorüber ginge.

Ein aktuelles Beispiel für eine schwierige Phase erleben wir gerade in der Corona-Krise. In der Tat gab es über Wochen für viele sehr belastende Ein-schnitte, die uns alle ziemlich unvorbereitet trafen.

Krisen haben aber auch noch weitere Facetten außer dieser bedrohlichen Seite, die wir immer am ehesten erkennen. Um zwei weniger sichtbare Seiten soll es im Folgenden gehen.

Krisen können nicht nur bedrohlich, sondern auch herausfordernd wirken. Herausforderungen sind die mutige Lesart in einer bedrohlichen Krisen-Situation. Ein Beispiel dazu: in Ermangelung von Live-Auftritten wurden während der Corona-Krise herrliche ZOOM-Konzerte von namhaften Orchestern ins Netz gestellt, wo man die Künstler in ihren eigenen vier Wänden musizieren sehen konnte. Als Zuschauer sahen wir auf dem Bildschirm alle Orchestermitglieder einzeln neben einander und kamen so zu einem ganz anderen Blick auf die einzelnen Musiker und das Orchester als Ganzes. Welch ein herausfordernder Umgang mit der Krise verbunden mit dem Solidaritäts-Aufruf „Vergesst uns Künstler nicht!‘œ So können erkannte Herausforderungen Erstarrung lösen und Aktivität mobilisieren.

Und gibt es wohlmöglich auch positive Aspekte in Krisen? Begeben wir uns auf die Suche. Drei aktuelle Beispiele sollen hier zur Illustration dienen:

  • Eine Freundin hat für 10 Wochen ihren Sohn, ihre Schwiegertochter samt dem 1 1/2 jährigem Kind aus Berlin bei sich aufgenommen, weil die KITA geschlossen hatte und die jungen Eltern Homeoffice machen mussten. Es war insgesamt eine sehr anstrengende Zeit, aber die Freundin berichtete mir unlängst am Telefon auch von dem großen Glück, nun eine ganz enge Beziehung zu der kleinen Enkelin bekommen zu haben.
  • nach etwa 4 Wochen Corona-Krise hieß es in der Zeitung, die Luftmesswerte in Frankfurt wären inzwischen so positiv wie auf Norderney! Verblüfft wurde angemerkt, wir können wohl tatsächlich etwas beitragen, damit sich die Luft in unserer Stadt verbessert. Die Frage drängt sich nun auf, wie konkret wir persönlich in Zukunft dazu beitragen wollen, dass die Messwerte nicht wieder kippen.
  • Und ein drittes und letztes Beispiel: Ich selbst habe die Zeit u.a. genutzt, meinen Kleiderschrank aufzuräumen. Mir war zwar schon vorher klar, dass ich zu viel Kleidung besitze, aber jetzt kam die Zeit des Handelns. Von einer Menge Sachen habe ich mich endlich getrennt und beim ADRA-Shop in Weiterstadt abgegeben. Ballast abzuwerfen tat gut!

Für das Umdenken ist immer Zeit nötig, um das Positive zu erkennen, um einen Chancenblick zu entwickeln. Unser Leben wird, im Bild gesprochen, auch in Zukunft dieser Sonne-Wolken-Mix bleiben und Krisen werden weiterhin wichtige Bestandteile unseres Lebens sein. Es ist deshalb hilfreich, wenn wir unsere Krisen mit Gottes Hilfe umfassend reflektieren. An das Ende dieses Prozesses der Reifung durch bewältigte Krisen stellt Paulus dann zuversichtlich das Gelingen in Aussicht. Dieser Gedanke möge uns in der kommenden Woche ermutigen und stärken.

Wer von euch ein eigenes Beispiel hat, was ihr in der Corona-Krise neu für euch erkannt habt, mag es mir gern schreiben. Gott mit euch in dieser Woche! Es grüßt Euch von Herzen Eure Petra