An(ge)dacht

Assoziationen zum Monatsspruch der Losungen

Geleitwort für 2023

Geleitwort für 2023
Du bist ein Gott, der mich sieht.
– 1. Mose 16.13
Ihr Name ist Hagar. Wir wüssten nichts von Hagar, wenn die Geschichte anderer nicht erzählt worden wäre, die über ihr standen. Sie arbeitete stets für andere und wurde darüber definiert, dass sie ihre Dienste für Sarai, ihre Herrin, ausübte. Und doch hören wir erst mal von ihr, als Sarai ihren unerfüllten Kinderwunsch durch sie zu verwirklichen suchte und ihr ihren Mann Abram dafür zur Verfügung gab. Als Dienstmagd blieb ihr nichts übrig als zuzusagen. So wird sie zur Nebenfrau Abrams und zeugt von ihm ein Kind. Zum ersten Mal fühlt nun Hagar, dass sie etwas hat, was ihrer Herrin fehlte. Dieses Gefühl der eigenen Aufwertung dadurch, dass sie ein Kind bekommt, was Sarai nicht möglich war, schlägt über in ein unübersehbares Gefühl der Überheblichkeit ihrer Herrin gegenüber. Und doch hat Sarai immer noch etwas was Hagar fehlt. Macht. Dies lässt sie sie auch förmlich spüren und demütigt und unterdrückt sie hart. So hart, dass es für Hagar bald unerträglich wird und sie kurzerhand sich entscheidet zu fliehen. Sie irrt lieber in der Wüste umher als sich weiter demütigen zu lassen. Nach einer Weile kommt Hagar an einer Wasserquelle an, an der sie sich etwas ausruht. Und dort, in mitten ihrer Verzweiflung, begegnet sie jemandem, von dem sie schnell den Eindruck bekommt, dass es ein Gesandte Gottes ist. Sie merkt es daran, dass er sie beim Namen ruft, obwohl sie sich nicht kennen. ‚Hagar‘, ruft er. ‚Woher kommst du? Wohin gehst du?‘ Woher sie kommt kann sie sagen. Wohin sie geht, aber nicht. Sie weißes selbst nicht. ‚Geh zurück, Hagar‘ sagt er ihr. ‚Es ist besser unter schwierigen Umständen ein Kind zu bekommen als in der Wüste zu sterben.‘ In dem gütigen Blick dieser unbekannten Person erkennt Hagar den Blick Gottes. Sie wurde nie so angeschaut, wie sie es jetzt erfährt. Jedes Mal, wenn andere bisher zu ihr hinblickten, war es nur deshalb, weil sie etwas von ihr wollten. Nun erlebt sie, Jemand sie nur aus Interesse für sie und ihr Wohlergehen anschaut. Das ist sie nicht gewohnt. Es braucht etwas Zeit, bis sie diesem Blick trauen kann. Hagar ist tief bewegt. Sie spürt, es ist Gott selbst, der sie hier beim Namen ruft und Gutes zuspricht. ‚Hagar‘, spricht er weiter. ‚Kehr zurück. Du bist schwanger. Und du wirst einen Sohn zur Welt bringen. Wenn es soweit ist, nenne das Kind Ismael – Gott hört. Denn Gott hat dein Elend gehört und dich in deiner Not gesehen. Und jedes Mal, wenn du den Jungen beim Namen rufst, wirst du dich daran erinnern, dass Gott dich hört und du wirst an diesen Augenblick denken, in dem Gott dich in deiner einsamen Not gesehen hat. Nicht nur dieser Tag wird vorbeigehen. Auch dein Sohn wird groß werden und aus ihm werden viele werden.‘ Hagar ist tief bewegt. ‚Es gibt einen Gott, der mich sieht. Mich. Die Magd, die Ausgenutzte, die Ausgegrenzte, die Randfigur. Unfassbar.‘ Hagar kehrt zurück. Sie sollte noch viel Schmerz erleben, aber dieser Augenblick blieb in ihr. Es gibt einen Gott, der sie sieht. Der sie wahrnimmt. Und das kann ihr keiner nehmen. Wenn du und ich dorthin sehen, wo Gott hinsieht, machen wir uns sein Anliegen zu eigen. Möge er unsere Augen dafür öffnen die Menschen zu sehen, die er beim Namen ruft und anblickt. Mögen wir sie beim Namen rufen und sie spüren lassen, dass es uns an ihnen liegt. Die Vergessenen. Die Ausgegrenzten. Die Ausgenutzten. Die Demütigten. Die blickt Gott besonders freundlich an und stützt sie. Wenn wir das tun, bekommen wir Anteil an dem was Gott tut. Möge er uns dafür einen aufmerksamen Blick und ein sehendes Herz schenken. Simret Mahary Pastor Adventgemeinde Frankfurt-Zentrum

Geleitwort für 2022

Geleitwort für 2022
Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen.
– Johannes 6,37
So lautet das Losungswort für das Jahr 2022. Vor mehreren Jahren während meines Theologiestudiums kam ein Kommilitone in der Mensa auf mich zu während ich Mittag aß und stellte mir unvermittelt folgende Frage: Wovor hast du Angst? Ich schaute ihn überrascht an und es schoss aus mir heraus: Vor dem Versagen. Kaum hatte ich mich von der überraschenden Frage und meiner Antwort gesammelt und wollte mit ihm darüber sprechen warum er mir diese Frage stellte. Und doch fuhr er direkt fort auch die anderen, die auch mit am Tisch saßen dieselbe Frage zu stellen. Es war wohl eine Umfrage. Ich kam nicht dazu meinen Kommilitonen zu fragen was das Ergebnis seiner Umfrage aussah und doch kann ich vermuten, dass ich nicht alleine mit dieser Antwort war. Ich erfuhr später, dass Psychologen sagen, dass zwei Formen von Grundängsten uns Menschen begleiten. Die Angst vor dem Versagen und noch größer, die Angst davor abgewiesen zu werden. Jesus geht auf diese eine Grundangst von uns Menschen ein sagt: wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen. Was für eine Zusicherung. Wer sich auf Jesus einlässt braucht keine Angst davor zu haben abgewiesen zu werden. Er kann sich ganz sicher angenommen wissen. Die Umkehrung unserer Angst davor abgewiesen zu werden ist unsere Sehnsucht nach bedingungsloser Annahme und Zugehörigkeit. Jesus sichert dir uns mir uns zu: bei bist du angenommen. Was für ein Versprechen. Den Grund, warum wir uns sicher sein können, dass wir bei ihm angenommen sind finde ich genauso gewichtig wie das Versprechen selbst. Direkt davor sagt er ‚Alles, was mir der Vater gibt, wird zu mir kommen, und wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen‘. (V. 37) Was für eine Begründung. Jesus sagt hier, dass wir überhaupt zu ihm kommen, rührt daher, dass uns der Vater zu ihm geführt hat. Deshalb können wir uns auch sicher sein, dass er uns nicht hinausstoßen wird. Das heißt, wenn du und ich das Bedürfnis verspüren auf Jesus zu zugehen, kommt es nicht lediglich aus uns selbst, sondern daraus, dass der Vater selbst und zu Jesus geführt hat. Deshalb können wir uns auch völlig sicher sein, dass wir von Jesus nicht abgewiesen werden, denn der Grund, dass wir überhaupt bei ihm sind kommt von außerhalb von uns. Du und ich stehen in Verbindung mit Jesus, weil uns der Vater zu ihm gezogen hat. Was für eine wunderbare Perspektive und unerschütterliche Grundlage von Sicherheit, dass wir angenommen sind. Jesus fährt fort und sagt, was ihm der Vater aufgetragen hat, als er uns zu ihm führte. … denn ich bin vom Himmel herabgekommen, nicht dass ich meinen Willen tue, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat. Dies aber ist der Wille dessen, der mich gesandt hat, dass ich von allem, was er mir gegeben hat, nichts verliere, sondern es auferwecke am letzten Tag. Denn dies ist der Wille meines Vaters, dass jeder, der den Sohn sieht und an ihn glaubt, ewiges Leben hat; und ich werde ihn auferwecken am letzten Tag. (V. 38-40) Gottes Wille für uns ist, dass wir Seinen Sohn und damit Ihn erkennen und für immer leben. Und Jesus selbst wird dafür Sorge tragen, dass keiner von uns dabei verloren geht. Was für ein Versprechen. Was für eine Erfahrung. Annahme, Sicherheit und Leben sind bei Jesus zu finden und er selbst sichert uns zu, dass er uns genau das schenken wird. Mögen wir genau das auch in diesem neuen Jahr erfahren. Die äußeren Umstände in unserer Welt mögen ungewiss ausschauen und womöglich auch bleiben. Und doch können wir uns auf eines verlassen: bei Jesus sind wir sicher und angenommen. Gelobt sei ER dafür. Simret Mahary Pastor Adventgemeinde Frankfurt-Zentrum

Geleitwort für 2020

… sondern erlöse uns von dem Bösen.
– Matthäus 6.13
Durch die Bitte vom Bösen erlöst zu werden, erkennen wir die Realität des Bösen in der Welt und in unserem Leben an, die wir weder mit menschlicher Anstrengung noch mit Verstandes- und Willenskraft allein bewältigen können. Das Böse, wie auch das Gute, ist ein Teil von uns selbst, und nur Gott kann uns immer wieder durch Sein Wirken davon freimachen. Das Bewusstsein darum, dass Gott uns vom Bösen erlöst, lässt uns nicht nur dessen Realität in unserer Welt anerkennen, sondern es macht uns auch bescheiden in unserer Selbsteinschätzung uns dem Bösen entziehen zu können. In dem wir beten, erlöse uns von dem Bösen, drücken wir unsere Ohnmacht aus aber zugleich unsere Sehnsucht aus, davon befreit zu werden. Zugleich laden wir durch dieses Gebet Gott bewusst ein und geben ihm Raum in unserem Leben heilsam zu wirken und uns vom Bösen zu befreien. Wir sagen aus: wir brauchen dich, Gott. Wir schaffen es nicht allein. Eine erdende und zugleich befreiende menschliche Erfahrung, wenn wir Gott Raum geben, erlösend in uns wirksam zu werden. Möge Gott uns vor Versuchung bewahren und vom Bösen erlösen. Und mögen wir es wirklich meinen und uns immer wieder bewusst dafür öffnen, wenn wir darum bitten. Simret Mahary Pastor Adventgemeinde Frankfurt-Zentrum

Geleitwort für 2019

Die heilsame Erfahrung der Vergebung
Und vergib uns unsere Schuld…
– Matthäus 6.12
Das Vaterunser. Was für ein zutiefst lebensnahes Gebet hat uns unser Meister beigebracht. Ich empfinde eine große Kraft in diesem schlichten Gebet und schwinge innerlich jedes Mal mit, wenn ich es bewusst bete. Da ist alles da. Der Wunsch, dass Gottes Name die Ehre zukommt, die ihr gebührt. Die Sehnsucht nach seinem Reich und die Verwirklichung Seiner guten Absicht in unserer Welt. Das Bewusstsein um die Abhängigkeit von Ihm zu leben, das jede Speise, die wir nehmen, mit Ihm in Verbindung setzt. Und – dieses ist zugleich das Geleitwort unserer Freikirche in Deutschland für das Jahr 2019 – die Bitte um die Vergebung der Schuld, gekoppelt mit der Verantwortung selbst Schuld zu vergeben. In der Tat können Gefühle der Schuld schwer auf unserer Seele wiegen, uns innerlich belasten und das eigene Selbst sehr dunkel erscheinen lassen. Dabei ist es manchmal gar nicht mal so klar, ob wir uns schuldig zu fühlen brauchen, oder ob wir uns Schuld zusprechen oder diese uns zugesprochen wird, wo wir sie nicht zu fühlen bräuchten. Ein Freund von mir fühlte sich vor kurzem schuldig, weil er das Gefühl hatte, jemandem in Not nicht genug geholfen zu haben. Ich, als Anteilnehmende der Geschichte, hatte hingegen viel mehr den Eindruck, dass er der Person sehr geholfen hat, und dass es jetzt an ihr liegt, für sich selbst Verantwortung zu übernehmen. Damit hat Schuld auch die Komponente, dass sie subjektiv empfunden wird und einen auch dort innerlich herunterziehen kann, wo man sie eigentlich gar nicht zu empfinden brauchte. Auf der anderen Seite kann es aber auch vorkommen, dass Schuld nicht empfunden wird, wo sie empfunden werden sollte, da die Einsicht fehlt oder sie nicht zugelassen wird. Aber fest steht, dort wo Schuld empfunden wird, aus welchem Grund auch immer, belastet sie einen innerlich. Und in der Regel bahnt sich der Wunsch an von ihr frei zu werden. Vergebung zu erfahren. Gottes Vergebung, die des anderen, wo es dies braucht, und auch die eigene Vergebung und Selbstannahme. Was Gottes Vergebung dabei einzigartig macht ist, dass sie kein Kleingedrucktes kennt. Wenn Gott uns vergibt, dann hat sich die Sache für ihn erledigt und wir sind frei. Dessen können wir uns deshalb sicher sein, da Christus selbst uns die Bitte um Vergebung beigebracht hat. Dann können wir auch gewiss sein, dass unsere Schuld uns vergeben ist, dort wo wir sie einsehen und bei Gott abgeben. Die womöglich größere Herausforderung kann darin liegen, dass wir uns selbst vergeben, und dass wir anderen Vergebung schenken. Und doch ist es auch hier wichtig, die Vergebung der Schuld nicht mit einem Freischein zu verwechseln, dass wir uns, anderen und Gott unverantwortlich Wunden zufügen können, oder dass wir dies einfach so hinnehmen, wenn es durch andere an uns geschieht. Die Vergebung der Schuld hat vielmehr mit der Verantwortung zu tun, die wir für unser Handeln übernehmen. Erst dann wird die Vergebung, die wir erfahren und weiterschenken, zu einer heilsamen und verändernden Erfahrung. Beide – Gnade UND Wahrheit machen die Erfahrung der Vergebung zu einer tiefer gehenden, heilsamen Erfahrung. Die Wahrheit hilft uns das klar zu sehen, was ist, und Verantwortung zu übernehmen. Die Gnade hilft uns die bedingungslose Zuwendung Gottes anzunehmen, und aus ihr heraus Vergebung zu erfahren und zu schenken, anstatt uns und andere zu verneinen. ‚Unser Vater im Himmel, vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.‘ Amen, Herr. So sei es. Simret Mahary, Pastor Adventgemeinde Frankfurt-Zentrum

Johannesevangelium 20,21

Monatsspruch für April 2018
Jesus Christus spricht: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch.
– Johannesevangelium 20,21
Jesus spricht von Mission. „Mission“ kommt vom lateinischen „missio“ und heißt so viel wie „Sendung“. Das Wort „Mission“ schmeckt für viele Menschen nach Intoleranz, Absolutheitsanspruch, Zwangsbekehrung und blutiger Gewalt. Und tatsächlich sind nicht wenige Missionare so vorgegangen. Kein Wunder, wenn die Berechtigung von „Mission“ in Frage gestellt wird. Aber die Sendung Jesu und die Sendung der Kirche gehören untrennbar zusammen. „Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch.“ Gott hat sich in seinem Sohn Jesus Christus ganz auf unsere Seite gestellt und alles für uns getan. Das ist seine Mission. Für andere da zu sein, das ist deshalb auch die Mission der Kirche – Mission um Gottes Willen und der Welt zuliebe. „Nicht die Kirche hat eine Mission, sondern die Mission hat eine Kirche“ (Johannes Christiaan Hoekendijk)

Johannes 19,30

Monatsspruch für März 2018
Jesus Christus spricht: Es ist vollbracht!
– Johannes 19,30
Siege werden überall errungen. Erfolge werden verbucht, Gewinne werden erzielt, Leistungen vollbracht, Preise verteilt, Prämien überreicht. Wir Menschen leisten viel, unheimlich viel, so dass einem fast schwindelig wird. Einem Sieger strecken sich Hände entgegen. Er muss Hände schütteln. Man will einen Blick von ihm erhaschen. Wer will sich nicht sonnen im Sieg des anderen! ‚Ich kenne ihn gut!‘ Wir rechnen uns aus, wie sich sein Sieg auf uns auswirken könnte. Jeder möchte teilhaben an seinem Sieg. Jesus ist Sieger. Er spricht am Kreuz: Es ist vollbracht. Sein Leben ist vollbracht. Sein Leiden ist vollendet. Die Liebe ist zum Ziel gekommen. Der Glaube hat durchgehalten. Die Hoffnung hat Sinn. Seit Jesus ist Tod Leben, ist Niederlage Sieg. Es ist vollbracht! ruft Jesus aus. Menschen beginnen nun im Namen Jesu durchzuhalten bis zum Ende! Sie nehmen Ungerechtigkeit auf sich, damit anderen Gerechtigkeit widerfährt. Der Sieg Jesu am Kreuz trägt die Früchte bei uns. Durch uns. Es ist vollbracht! ruft Jesus aus. Menschen beginnen ihr Leben neu zu gestalten. Sie lieben über Rassengrenzen hinaus. Sie lieben ohne Unterschiede. Die Liebe, die Jesus am Kreuz angestoßen hat, findet Nachahmer. Darum ist der Sieg Jesu am Kreuz der Anfang seines Ostersieges. Die Liebe kann nicht sterben. Es gibt Menschen, die das Anspiel Jesu weiterspielen. Es ist vollbracht! ruft Jesus aus. So rufen Menschen heute, so glauben Menschen heute, so handeln Menschen heute. Menschen sehen im Kreuz den Beweis der Liebe Gottes. Es gibt Menschen, die mit dem Kreuz leben und sterben. Sie glauben und bezeugen, dass der Gekreuzigte der Auferstandene ist, dass Jesus Christus gestern war, heute ist und morgen sein wird. Damit dieser Glaube in uns Wurzeln schlägt und gleich einem Baum wächst und Früchte trägt, hat Jesus am Ende seines Lebens gesprochen: Es ist vollbracht! (Kurt Rommel)

5. Mose 30,14

Monatsspruch für Februar 2018
Es ist das Wort ganz nahe bei dir, in deinem Munde und in deinem Herzen, dass du es tust.
(5. Mose 30,14)
„Ich habe keine Schwierigkeiten mit dem, was ich in der Bibel nicht verstehe. Probleme machen mir die Stellen, die ich sehr gut verstehe.“ (Mark Twain) Solche Ehrlichkeit ist selten. Oft ist es doch so: Wenn uns etwas nicht passt, suchen wir Ausflüchte. Wir fragen, ob man das wirklich so sehen kann, ob man es nicht auch ganz anders verstehen muss oder ob das überhaupt für uns gilt. In diesen Disziplinen sind wir inzwischen alle recht geschickt. Solche Ausflüchte sind offenbar nicht neu. Auch die Alternative steht schon lange fest: Nicht auf Abwehr schalten, sondern Gottes Wort an sich ran lassen, es ernst nehmen und danach handeln. Merke: „Wer etwas nicht will, sucht Gründe. Wer etwas will, sucht Wege.“ (nach Harald Kostial, deutscher Unternehmer)

5. Mose 5,14

Monatsspruch für Januar 2018
Aber am siebenten Tag ist der Sabbat des HERRN, deines Gottes. Da sollst du keine Arbeit tun, auch nicht dein Sohn, deine Tochter, dein Knecht, deine Magd, dein Rind, dein Esel, all dein Vieh, auch nicht dein Fremdling, der in deiner Stadt lebt, auf dass dein Knecht und deine Magd ruhen gleichwie du.
– 5. Mose 5,14
Erich Kästner dichtete 1929: „Manche geben keine Ruhe, Und sie schuften voller Wut. Doch ihr Tun ist nur Getue, Und es kleidet sie nicht gut … Vieles tun heißt vieles leiden. Lebt, so gut es geht von Luft. Arbeit lässt sich schlecht vermeiden, doch wer schuftet, ist ein Schuft!“ Jahrhunderte vor ihm hat Gott selbst die Ruhe geboten - in den Zehn Geboten. Und zwar für alle, sogar für die Tiere. Eine Anweisung von „ganz oben“ – nicht nur eine nette Idee eines Schriftstellers. Nie war dieses Gebot so wertvoll wie heute. Ein AnGebot zur Entschleunigung. Ein AnGebot für das neue Jahr. P.S. Herzliche Einladung zum Seminar „Wer schneller lebt ist eher fertig!“ (Infos unter AKTUELLES)

Lukasevangelium 1,78-79

Monatsspruch für Dezember 2017
Durch die herzliche Barmherzigkeit unseres Gottes wird uns besuchen das aufgehende Licht aus der Höhe, damit es erscheine denen, die sitzen in Finsternis und Schatten des Todes, und richte unsere Füße auf den Weg des Friedens.
– Lukasevangelium 1,78-79
Zacharias, der Vater Johannes des Täufers, prophezeit bei der Geburt seines Sohnes, dass nach ihm das „Licht aus der Höhe kommt“, das Menschen auf den Weg des Friedens bringt. Gemeint ist natürlich Jesus Christus. Und tatsächlich sind von ihm Christus immer wieder entscheidende Friedensimpulse ausgegangen. Zu den beeindrucktesten Ereignissen gehört eine Episode während des 1. Weltkriegs. In einem kleinen Frontabschnitt liegen Deutsche und Engländer in nur 50 Metern Entfernung voneinander in Stellung. Der Morgen des 24. Dezembers ist ein klarer Tag. Auf einmal tritt eine unwirkliche Stille ein. Kein Laut ist mehr zu hören. Plötzlich gehen auf beiden Seiten hinter den Wällen Schilder hoch. „Frohe Weihnachten“ steht drauf und „Merry Christmas“. Es wird nicht geschossen. Sie tauschen Geschenke aus. Tabak gegen englischen Plumpudding, britischer Schokoladenkuchen gegen bayerisches Bier. Um neun Uhr abends zünden sie die Kerzen auf ihren Tannenbäumen an, und mehr als zweihundert Kehlen singen auf einmal „Stille Nacht, heilige Nacht“ bzw. „silent night, holy night“. Das Licht aus der Höhe hat die Füße der Soldaten auf den Weg des Friedens ausgerichtet – allein durch die Erinnerung an seine Geburt, bei der die Engel vom „Frieden auf Erde“ gesungen haben. An Weihnachten bricht etwas Himmlisches ein in unsere irdische Welt. 1914 war mit diesem Friedenswunder nach 2 Tagen Schluss. Da erinnerten sich die Befehlshaber und Offiziere wieder daran, dass doch eigentlich Krieg war und dass die freundschaftlichen Begegnungen und die Verbundenheit, die sich zwischen den Männern einstellte, nicht sein dürfen. Da kehrte die harte Realität zurück, da hatte die Waffenruhe ein Ende, da herrschte wieder Krieg. Aber dieses Wunder kann immer wieder geschehen.

Hesekiel 37,27

Monatsspruch für November 2017
Gott spricht: Ich will unter ihnen wohnen und will ihr Gott sein und sie sollen mein Volk sein.
– Hesekiel 37,27
Im Wahlkampf geben Politiker sich volksnah. Aus Berechnung. Weil es gut ankommt. Jeder soll sehen, dass sie nicht abgehoben sind, sondern bodenständig, menschlich … Gott will nicht dort wohnen, wo Menschen keinen Zugang haben – wie etwa in Wandlitz, der Wohnsiedlung für Mitglieder des Politbüros. Er will bei uns wohnen – in einer Wohngemeinschaft. Noch ist es nicht so weit. Aber einmal wird es so sein. Gott wird zu uns ziehen – weil er uns liebt. Das sind gute Aussichten.

Lukasevangelium 15,10

Monatsspruch für Oktober 2017
„Es wird Freude sein vor den Engeln Gottes über einen Sünder, der Buße tut.“
– Lukasevangelium 15,10
Freude über Menschen die Buße tun? Darüber freuen sich doch nur die frommen Besserwisser! Und zwar von oben herab – nach dem Motto: „Schön, dass sie ihren Irrtum endlich eingesehen haben.“ Aber Jesus spricht hier über Gottes Freude. Gottes Freude ist ehrliche und echte Freude. Wie wollen wir das wissen? Weil er in seinem Sohn Jesus Christus alles getan hat, um uns zu retten. Gottes Freude über Menschen, deren Leben sich zum Positiven verändert, ist solidarische Freude – weil er sich in seinem Sohn Jesus Christus ganz mit uns solidarisiert hat. „An dem Kummer eines Freundes teilzunehmen, ist leicht, aber es bleibt das Zeichen einer außergewöhnlichen Natur, sich an den Erfolgen des Freundes rein mitfreuen zu können.“ (Oscar Wilde). Gott kann das.

Lukasevangelium 13,30

Monatsspruch für September 2017
„Und siehe, es sind Letzte, die werden die Ersten sein,
und sind Erste, die werden die Letzten sein.“
– Lukasevangelium 13,30
Ist das ein Wort für die Bundestagswahl am 24. September? Als Ermutigung für die Parteien, die zurzeit in den Umfragen ganz hinten liegen – und als Demütigung für die, die meinen, den Sieg bereits in der Tasche zu haben? Wohl kaum! Worum geht es dann? Darum, dass nicht alle, die sich für Gottes Lieblinge halten, es auch sind. In Wirklichkeit, so Jesus, werden im Reich Gottes Leute „zu Tisch sitzen“, von denen sie das nie erwartet haben – während sie selbst das Nachsehen haben. Martin Luther hat in seinen „95 Thesen“ folgendes dazu gesagt: „Der wahre Schatz der Kirche ist das allerheiligste Evangelium der Herrlichkeit und Gnade Gottes. Dieser Schatz ist aber mit Recht allgemein verhasst; denn er macht aus den Ersten die Letzten.“ Er hat diese Aussage so erläutert: „Das Evangelium macht nämlich alles zunichte, was etwas ist; es macht das, was stark ist, zuschanden, es macht das, was weise ist, zuschanden und macht sie zu Nichts, zu Schwachheit, zu Torheit; denn es lehrt Demut und Kreuz … Darum ist es kein Wunde, wenn das Wort Christi bei denen verhasst ist, die gern etwas sein wollen, die vor sich und den Menschen weise und mächtig sein wollen und sie die Ersten zu sein dünken.“ Also doch ein Wort zur Bundestagswahl?

Apostelgeschichte 26,22

Monatsspruch August 2017
„Gottes Hilfe habe ich erfahren bis zum heutigen Tag
und stehe nun hier und bin sein Zeuge bei Groß und Klein.“
– Apostelgeschichte 26,22
Das Bekenntnis eines Verfolgten. Paulus steht vor einem römischen Statthalten, einem Vasallenkönig und prominenten Gästen. Er berichtet von den Mordanschlägen, die man gegen ihn versucht hat, und erklärt den Anwesenden, dass er durch Gottes Hilfe überlebt hat, nun vor ihnen steht und auch weiterhin vor „Groß und Klein“ für seine Überzeugungen eintreten wird – koste es, was es wolle. Dass man sich mit ganzer Kraft für die Dinge einsetzen muss, die es wert sind, hat auch Marie Curie, polnisch-französische Physikerin und Chemikerin, zweifache Nobelpreisträgerin (1903 und 1911) betont, die vor 150 Jahren geboren wurde – und als Frau besonderen Herausforderungen begegnet ist. Sie schrieb: „Leicht ist das Leben für keinen von uns. Doch was nützt das, man muss Ausdauer haben und vor allem Zutrauen zu sich selbst. Man muss daran glauben, für eine bestimmte Sache begabt zu sein, und diese Sache muss man erreichen, koste es, was es wolle.“ Der römische Statthalter meinte damals übrigens, dass Paulus „von Sinnen“ ist. Welche Meinung haben wir von Leuten, die sich gegen Widerstände für ihre Überzeugungen einsetzen?

Philipper 1,9

Monatsspruch für Juli 2017
„Ich bete darum, dass eure Liebe immer noch reicher werde an Erkenntnis und aller Erfahrung.“
– Philipper 1,9
In der Liebe an Erkenntnis und Erfahrung reicher werden – was heißt das? Sicher nicht das, was der BRAVO oder ähnlichen Zeitschriften dazu einfällt. Erkenntnis geht tiefer. Sie ergibt sich oft nicht auf den ersten Blick, sondern nur dann, wenn man den Dingen auf den Grund geht. „Erfahrung ist nicht das, was einem zustößt. Erfahrung ist, was du aus dem machst, was dir zustößt. “ (Aldous Huxley). Erfahrung ist Lebensklugheit. Was hat Erkenntnis und Erfahrung mit der Liebe zu tun? Liebe soll nicht blind sein. Wir sollen überhaupt nicht blind sein, sondern sehen. Wir können nur dann recht lieben, wenn wir recht sehen. Also: Augen auf ! „Einen Menschen lieben, heißt ihn so zu sehen, wie Gott ihn gemeint hat.“ (Fjodor Michailowitsch Dostojewski)

Apostelgeschichte 5,29

Monatsspruch für Juni 2017
Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.
– Apostelgeschichte 5,29
In Frankfurt am Main heißt eine Straße „Polizeimeister-Kaspar-Straße“ und erinnert damit an den Polizisten Otto Kaspar, der 1933 die Meldekarte einer jüdischen Familie Senger fälschte. Er änderte den Vermerk „Mosaisch“, der das Todesurteil der Familie bedeutet hätte, ab in den Vermerk „Religionslos“, und bewahrte so die gesamte Familie vor dem Vernichtungslager. Er setzte mit dieser Urkundenfälschung sein eigenes Leben auf’s Spiel und rettete mit einer Lüge das Leben einer ganzen Familie. aus: Axel Kühner, Aus gutem Grund.

Kolosser 4,6

Monatsspruch für Mai 2017
Eure Rede sei allezeit freundlich und mit Salz gewürzt!
– Kolosser 4,6
"Im Deutschen lügt man, wenn man höflich ist!", soll Goethe gesagt haben. Darum ist vielen Menschen eine höfliche und gepflegte Form des Umgangs verdächtig und suspekt. Viele Menschen halten nichts von Etikette und guten Manieren, belächeln takt- und respektvolle Höflichkeit. Sie sind eher direkt und lassen einfach raus, was sie denken, ohne die Sorge, sie könnten jemanden verletzen. Ein Junge fährt nachts mit seinem Vater heim. Sie geraten in eine Verkehrskontrolle. Der Junge macht seinem Ärger über das Aufgehalten- und Kontrolliertwerden deutlich Luft und fährt den Polizisten ziemlich grob an. Später sagt er zu seinem Vater als Rechtfertigung: "Ich bin lieber ganz ehrlich und sage den Menschen, was ich denke. Diese ganze Höflichkeit ist doch nur Getue und nichts als eine Menge heißer Luft!" "Ganz recht", sagt der Vater freundlich, "eben diese Menge Luft haben wir in unseren Reifen, und merkst du, wie die Luft die harten Stöße dämpft und mildert? So ist das auch im Umgang mit Menschen, die Höflichkeit kann manche Härte dämpfen und viele unangenehme Stöße mildern und abfangen." Vielleicht kann man auch ehrlich und höflich zugleich sein? Aus: Axel Kühner, Zuversicht für jeden Tag

Lukasevangelium 24,5-6

Monatsspruch für April 2017
„Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Er ist nicht hier, er ist auferstanden.“
– Lukasevangelium 24,5-6
Zwei Frauen am frühen Sonntagmorgen auf dem Weg zum Grab Jesu. Sie können und wollen Jesus nicht so schnell vergessen. Deshalb zieht es sie auf den Friedhof. Aber Jesus ist weg. Auch das noch! Als ob sie nicht schon genug zu tragen haben. Das Wort der beiden Engel eröffnet jedoch eine neue Dimension. Es ist zu wenig, Jesus die letzte Ehre zu erweisen und sein Andenken zu bewahren. Er lebt! Und den Lebenden sollte man nicht bei den Toten suchen. Leichter gesagt als getan. Die Kirche Jesu Christi erweckt oft genug den Eindruck einer Jesus-Gedenkstätte. Schade eigentlich! Denn mit seiner Auferstehung hat etwas ganz Neues begonnen. „Mit Tod und Grab fing die Ostergeschichte an, dann aber kam das Aber! Dann hieß es: Vorwärts! Und das auf einer Einbahnstraße, auf der es keine Umkehr gab, hinein ins Leben, hinein ins ewige Leben.“ (Karl Barth)

3. Mose 19,32

Monatsspruch für März 2017
Vor einem grauen Haupt sollst du aufstehen und die Alten ehren und sollst dich fürchten vor deinem Gott; ich bin der HERR.
– 3. Mose 19,32
Kaum zu glauben, aber diese Aufforderung ist ca. 3.000 Jahre alt. Das Problem ist also nicht ganz neu – was es natürlich auch nicht besser macht. In einem Schlager aus dem Jahr 1959 hieß es noch: Ich hab Ehrfurcht vor schneeweißen Harren, sie verschönern der Mutter Gesicht. Und sie krönen die Arbeit von Jahren, und ein Leben in Treue und Pflicht. Ich hab Ehrfurcht vor schneeweißen Haaren, vor den Falten von Sorge und Leid. Ich will helfen, aus den letzten Jahren, zu machen ihre glücklichste Zeit. Heute färbt man besser seine Haare – sogar als Mann. Altsein ist out. „Mensch, da hab ich aber alt ausgesehen“, sagen wir, wenn wir irgendwo eine schlechte Figur abgegeben oder uns blamiert haben. Der Bibeltext spricht überraschenderweise gar nicht von der Würde des Alters. Stattdessen ruft er dazu auf, diejenigen zu achten, die am Rande der Gesellschaft stehen und nicht anerkannt werden. Das zeigen die folgenden Verse. In denen geht es darum, die Ausländer zu respektieren: „Wenn ein Fremdling bei euch wohnt in eurem Lande, den sollt ihr nicht bedrücken. Er soll bei euch wohnen wie ein Einheimischer unter euch, und du sollst ihn lieben wie dich selbst; denn ihr seid auch Fremdlinge gewesen in Ägyptenland. Ich bin der Herr, euer Gott.“ (3. Mos.19,33-34). Auch so ein aktuelles Problem, das nicht ganz neu ist. Vielleicht bekommen wir beides doch irgendwann mal hin. „Die Menschlichkeit einer Gesellschaft zeigt sich nicht zuletzt daran, wie sie mit den schwächsten Mitgliedern umgeht“, meinte der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl im Mai 1998 in einer Rede auf dem Bundesverbandstag des Verbandes der Kriegs- und Wehrdienstopfer, Behinderten und Rentner Deutschland. Wo er Recht hat, hat er Recht.

Lukasevangelium 10,5

Monatsspruch für Februar 2017
Wenn ihr in ein Haus kommt, so sagt als Erstes: Friede diesem Haus.
– Lukasevangelium 10,5
Wir sagen: „Guten Tag.“ Damit wünschen wir unserem Gegenüber, dass der heutige Tag gut für ihn verlaufen möge. Dass wir ihm das wünschen, ist nett von uns – auch wenn uns diese Begrüßungsformel meist ohne viel Nachdenken über die Lippen kommt. Im Mittelhochdeutschen lautete diese Grußformel ursprünglich so: „got gebe dir guoten tac“. Das ist eigentlich besser. Weil es persönlicher ist („gott gebe dir …“). Und weil von Gott die Rede ist. Bei „Guten Tag“ bleibt ja offen, wodurch bzw. durch wen der Tag denn zu einem guten Tag werden soll. „Friede diesem Haus“ ist auch nicht schlecht. „Friede“ ist mehr als Abwesenheit von Krieg. In der Sprache der Bibel meint „Friede“ so viel wie „Wohlergehen“ und in einer „heilvollen Ordnung“ zu leben. In den letzten Monaten sind viele Menschen aus den Ländern des Orients zu uns gekommen. Sie suchen Schutz bei uns. Aber auch wir können von ihnen profitieren – auch von den Kleinigkeiten, in denen sie sich von uns unterscheiden. Nicht zuletzt von ihrer Begrüßungsformel „as-salāmu ʿalaikum“ (auf Deutsch: „Der Frieden auf Euch!“), auf die in der Regel mit einem „wa-ʿalaikum us-salām“ (auf Deutsch: „Und auf Euch der Frieden!“) geantwortet wird. Übrigens: „R.I.P.: Den Toten müssen wir keinen Frieden wünschen. Die Lebenden können ihn besser brauchen.“ (Ernst Reinhard)

Lukasevangelium 5,5

Monatsspruch für Januar 2017
Auf dein Wort will ich die Netze auswerfen!
– Lukasevangelium 5,5
Ein ermutigendes Wort zum Jahreswechsel. 2016 war kein besonders gutes Jahr. Die Aussichten für 2017 sind auf nicht gerade rosig. Es könnte sogar alles noch schlimmer kommen. Das ist entmutigend. Petrus, von dem uns der Evangelist Lukas diese Worte überliefert hat, ist auch nicht gerade euphorisch. Er, der erfahrene Fischer, hat die ganze Nacht über nichts gefangen. Und dann kommt Jesus und befiehlt ihm: „Fahre hinaus, wo es tief ist, und werft eure Netze zum Fang aus!“ Petrus hält das für keine gute Idee. Deshalb antwortet er: „Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen.“ Aber dann fügt er noch einen entscheidende Satz hinzu: „Aber auf dein Wort will ich die Netze auswerfen.“ Das ist auch eine Möglichkeit für uns. Wir sind skeptisch und dürfen unsere Skepsis auch offen zum Ausdruck bringen. Aber wir können noch einen Schritt weitergehen und sagen: „Auf dein Wort will ich die Netze auswerfen!“ Wer weiß, vielleicht werden dann auch wir positiv überrascht. In diesem Sinne: Gottes Segen zum neuen Jahr.

Psalm 130,6

Monatsspruch für Dezember 2016
„Meine Seele wartet auf den Herrn mehr als die Wächter auf den Morgen.“(Psalm 130,6)
– Psalm 130,6
Warum? Weil Gott die Sünde vergibt (Vers 4). Weil bei ihm „Gnade und viel Erlösung“ ist (Vers 7). Deshalb soll Gott ihm die Sünde vergeben, ihm gnädig sein und ihn erlösen. Darauf wartet der Psalmist – noch mehr als die Wächter, die während der Nachtwache die Stunden bis zum Morgengrauen zählen. So eine Nachtwache stelle ich mir langweilig vor. Minuten können zu Stunden werden. Sehnsüchtiges Warten auf die ersten Lichtstrahlen. Deshalb bin ich froh, dass ich nicht warten muss. In Jesus Christus ist Gottes Gnade zu uns gekommen. Vom Himmel hoch, da komm' ich her, ich bring' euch gute neue Mär, der guten Mär bring' ich soviel, davon ich sing'n und sagen will. Euch ist ein Kindlein heut geborn von einer Jungfrau auserkorn, ein Kindelein so zart und fein, das soll eur Freud und Wonne sein. Es ist der Herr Christ, unser Gott, der will euch führn aus aller Not, er will eur Heiland selber sein, von allen Sünden machen rein. Er bringt euch alle Seligkeit, die Gott der Vater hat bereit', dass ihr mit uns im Himmelreich sollt leben nun und ewiglich. Mit Jesu Geburt hat das Warten ein Ende! Eine frohe Advents- und Weihnachtszeit!

2. Petrusbrief 1,19

Monatsspruch für November 2016
„Um so fester haben wir das prophetische Wort, und ihr tut gut daran, dass ihr darauf achtet als auf ein Licht, das da scheint an einem dunklen Ort, bis der Tag anbreche und der Morgenstern aufgehe in euren Herzen.“
– 2. Petrusbrief 1,19
„Jetzt geht mir ein Licht auf!“. So sagen wir, wenn wir etwas nicht verstanden haben und uns plötzlich eine ganz neue Einsicht geschenkt wird, eine Erleuchtung. Immer wieder kommen wir in Situationen, in denen wir solche Lichtblicke brauchen. Licht gegen finstere Absichten und düstere Prognosen. Licht gegen Unklarheit und Ratlosigkeit, Angst und Sorge. Wir erwarten ja gar nicht, dass sich alle Probleme augenblicklich in Luft auflösen. Aber wir wollen die Gewissheit, dass es Licht am Ende des Tunnels gibt. Das prophetische Wort. Der Schauspieler und Kabarettist Dieter Hildebrandt hat einmal gesagt: „Es ist heute leicht, Prophet zu sein, denn es trifft alles ein, was man befürchtet.“ Aber das prophetische Wort, von dem Petrus spricht, ist etwas anderes. Es ist ein Wort der Hoffnung, der Hoffnung auf eine bessere Zukunft, der Hoffnung auf Gottes Reich. Manchmal haben wir den Eindruck, dass finstere Mächte die Welt regieren und alles im Chaos zu versinken droht. Aber Propheten sehen tiefer. Das prophetische Wort sagt: Gott sitzt am längeren Hebel. Und alles läuft auf ihn zu. Deshalb dürfen wir uns hier und heute schon ihm anvertrauen. Wenn wir diese Botschaft aufnehmen und ihr unser Vertrauen schenken, wirkt sie in uns. Dann geht uns ein Licht auf.

2. Korinther 3,17

Monatsspruch für Oktober 2016
Wo aber der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit.
– 2. Korinhther 3,17
„Freiheit ist das Einzige was zählt“, singt Marius Müller-Westernhagen. Aber was ist das eigentlich – Freiheit? Bin ich schon frei, wenn meine Mitmenschen mir nicht zu nahe kommen, sich nicht einmischen? „Ich will meine Freiheit!“ heißt dann nur so viel wie „lass mich in Ruhe!“ Für eine solche Freiheit braucht man wohl kaum den „Geist des Herrn“. Ganz anders sieht es aus, wenn Freiheit darin besteht, dass ich meiner Bestimmung gemäß lebe. Dann ist die Lebensenergie des Geistes Gottes unverzichtbar. „Im Geist ist Gott selbst gegenwärtig und umgibt uns von allen Seiten. Wir leben und atmen in seiner Atmosphäre. So wird der Heilige Geist zum vibrierenden und vitalisierenden Energiefeld des neuen Lebens …“ (Jürgen Moltmann)

Jeremia 31,3

Monatsspruch für September 2016
Gott spricht: Ich habe dich je und je geliebt, darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte.
– Jeremia 31,3
Gott liebt uns. Das ist gut. Das ist für uns inzwischen so selbstverständlich wie nur irgendwas. Angstmachende Gottesbilder gehören der Vergangenheit an. Trotzdem lohnt sich ein zweiter Blick. Gott spricht hier zu Menschen, die im Krieg alles verloren haben, die gerade noch mal mit dem Leben gekommen sind und nun verschleppt werden. Er spricht ihnen Mut zu. Aber vor allem nennt er den einzigen Grund der Hoffnung: Dass er sie schon immer geliebt hat – und das nicht deshalb, weil sie so liebenswert sind, sondern „aus lauter Güte“. Dass Gott zu uns steht, wenn alles zusammenbricht und wir Gott und die Welt nicht mehr verstehen, ist alles andere als selbstverständlich. Aber so gut.

Markus 9,50

Monatsspruch für August
"Habt Salz in euch, und haltet Frieden untereinander!" (Einheitsübersetzung)
„Die größte Sünde ist die Langeweile“ (Johann Friedrich Herbart). Salz ist ein gutes Mittel dagegen. Was gesalzen ist, schmeckt nicht fade und langweilig. Und wer sich von Jesus inspirieren lässt, ist ganz bestimmt kein Langweiler. Er steht für den Frieden ein. Merke: „Je mehr wir in Frieden schwitzen, desto weniger bluten wir im Krieg“ (Vijaya Lakshmi Pandit, indische Politikerin und UNO-Diplomatin).

Exodus 33,19

Monatsspruch für Juli 2016
Der Herr gab zur Antwort: Ich will meine ganze Schönheit vor dir vorüberziehen lassen und den Namen des Herrn vor dir ausrufen. Ich gewähre Gnade, wem ich will, und ich schenke Erbarmen, wem ich will.
Exodus 33,19 (Einheitsübersetzung)
Eine merkwürdige Szene: Mose möchte Gott von Angesicht zu Angesicht sehen. Der lehnt das ab. Aber er macht ihm ein Gegenangebot: Wenn Mose in einer Felsspalte steht, wird er seine Hand schützend vor ihn halten und an ihm vorübergehen. Was hat Mose davon? Alles was er von Gott erfährt ist: „Ich gewähre Gnade, wem ich will, und ich schenke Erbarmen, wem ich will.“ Was soll das heißen? Gott sagt: „Wenn ich jemandem gnädig bin, dann nicht, weil er das verdient hätte, sondern einfach deshalb, weil ich es will. Was ich will, das mache ich auch.“ Klingt immer noch merkwürdig. Aber eigentlich ist es sehr befreiend. Das heißt doch, dass wir uns auf Gott verlassen können. Und schon Laotse hat erkannt: „Man muß sich auf etwas verlassen können, von dem man nicht verlassen wird.“ Das ist unser Gott!

Exodus 15,2

Monatsspruch für Juni
"Meine Stärke und mein Lied ist der Herr, er ist für mich zum Retter geworden."
– Exodus 15,2 (Einheitsübersetzung)
„Das ist Musik in meinen Ohren!“, sagen wir, wenn uns etwas so richtig begeistert. Nur selten ist dabei von Gott die Rede. Anders bei Mose: „Mein Lied ist der Herr“. Weil er Gott erlebt hat, ist Gott Musik in seinen Ohren. Wer „religiös unmusikalisch“ (Max Weber) ist, könnte was verpassen.

1. Korintherbrief 6,19

Monatsspruch für Mai 2016
Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch ist und den ihr von Gott habt, und dass ihr nicht euch selbst gehört?

– 1. Korintherbrief 6,19
Was hat Paulus gemeint? Der Geist Gottes wohnt in uns – in unserem Körper. Und wenn Gott in uns wohnt, gehören wir nicht uns selbst. Auch über unseren Körper können wir nicht einfach frei verfügen. Worum ging’s damals? Um Prostitution! Einige Mitglieder der Gemeinde Korinth besuchten nicht nur die Gottesdienste, sondern auch die Bordelle der Stadt. Sie meinten: Das Eine hat mit dem Anderen nichts zu tun. Der Gottesdienst ist rein geistig, das Bordell rein körperlich. Paulus protestiert! Und stellt klar: Es gibt keine Bereiche, wo wir ihn außen vor lassen können. Gott hat auf unser ganzes Leben Anspruch. Nicht um zu unterdrücken, sondern um zu befreien. So wie es die Bekennende Kirche 1934 gegen den Anspruch Adolf Hitlers formuliert hat. Jesus Christus ist „Gottes kräftiger Anspruch auf unser ganzes Leben; durch ihn widerfährt uns frohe Befreiung aus den gottlosen Bindungen dieser Welt zu freiem, dankbarem Dienst an seinen Geschöpfen.“ (Barmer Theologische Erklärung, These 2)

1. Petrus 2,9

Monatsspruch für April
Ihr aber seid das auserwählte Geschlecht, die königliche Priesterschaft, das heilige Volk, das Volk des Eigentums, dass ihr verkündigen sollt die Wohltaten dessen, der euch berufen hat von der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht.
– 1. Petrus 2,9
„Mehr Licht!“ (Johann Wolfgang von Goethe). Eine berechtigte Forderung. Vor mehr als 2.500 Jahren musste der Prophet Jesaja feststellen: „Finsternis bedeckt das Erdreich und Dunkel die Völker …“ (Jesaja 60,2). Hat sich daran etwas geändert? Vor 2.000 Jahren meinte der Apostel Petrus: „Ja, es hat sich etwas geändert.“ Gott führt zum Licht. Genauer: Er hat uns in seinem Sohn Jesus Christus von der Finsternis zum Licht geführt. „Im Wort und Werk des Jesus von Nazareth ragt die zukünftige, neue Welt bereits in die gegenwärtige, alte Welt hinein. Von seinen Reden und Taten geht die gewaltige Gegenströmung in den Fluss der Weltzeit aus: Freiheit in das Netzwerk der Gebundenheit, Liebe in das Gefälle des Hasses, Heilung in die Leiden und Schmerzen des Kranken, Leben in die Welt des Todes.“ (Hans-Joachim Kraus) Wenn das stimmt, ist es nicht unsere Aufgabe, über die Finsternis zu jammern. Wenn das stimmt, ist es unsere Aufgabe, auf das Licht hinzuweisen, das von Jesus Christus ausgeht – und uns auch selbst davon erleuchten zu lassen.

Johannes 15,9

Monatsspruch für März
Wie mich mein Vater liebt, so liebe ich euch auch. Bleibt in meiner Liebe!
– Johannes 15,9
Eine Liebeskette – vom Vater zum Sohn und vom Sohn zu denen, die zu ihm gehören. Glückliche Familien, wo so etwas gelingt. Bei der „göttlichen Familie“ hat es geklappt. Jesus ist sich der Liebe seines Vaters ganz sicher. Und er gibt sie 1:1 an uns weiter. Wir brauchen nur drin zu bleiben, in diesem Raum der Liebe.

Markusevangelium 11,25

Monatsspruch für Februar
Und wenn ihr steht und betet, so vergebt, wenn ihr etwas gegen jemanden habt, damit auch euer Vater im Himmel euch vergebe eure Übertretungen. (Markus 11,25)
Das heißt doch: Wie ich dir, so Gott mir! Herausfordernd. Nicht immer ist es ganz so einfach, anderen zu vergeben. Wenn uns aber Gott nur dann vergibt, wenn wir unseren Mitmensch vergeben, sitzen wir in der Zwickmühle. Andererseits ist schon klar: Es passt nicht zusammen, im Gottesdienst zum Gebet aufzustehen und nicht zur Vergebung bereit zu sein. Außerdem: „Fehler verzeihen lernen, heißt ein Stückchen mehr Seele gewonnen zu haben.“ (Unbekannt)

2. Timotheus 1,7

Monatsspruch für Januar
Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.
Wir stehen am Anfang eines neuen Jahres. Der Berg der ungelösten Probleme ist diesmal zum Verzweifeln hoch. Gut, dass Gottes Geist kein Geist der Verzagtheit ist. Noch besser, dass dieser Geist in uns wirkt!

Jesaja 49,13

Monatsspruch für Dezember
Jauchzet, ihr Himmel; freue dich, Erde! Lobet, ihr Berge, mit Jauchzen! Denn der HERR hat sein Volk getröstet und erbarmt sich seiner Elenden.
Jesaja 49,13
Was 500 Jahre vor Christus galt, gilt 2015 Jahre nach Christus erst recht: Jubelt, weil Gott euch befreit hat. In Jesus Christus hat Gott in den Lauf der Weltgeschichte eingegriffen. Anders als die Machthaber von damals und heute. Seine Wahrzeichen sind Krippe und Kreuz. Ein not-wendige Alternative zu den üblichen Versuchen, die Welt mit Macht und Gewalt zu „retten“. „Die Liebe siegt über alles.“ (Leonardo da Vinci). Deshalb: Jauchzet, ihr Himmel; freue dich, Erde! Lobet, ihr Berge, mit Jauchzen!

Judas 22

Monatsspruch für November
Erbarmt euch derer, die zweifeln (Judas 22)
Sind Zweifel gefährlich? Bestimmt! Aber ein Glaube, der Zweifel verdammt und Zweifler verteufelt, ist noch gefährlicher. Gut, dass schon das Neue Testament zur Barmherzigkeit gegenüber den Zweiflern in den eigenen Reihen aufgerufen hat. Das liegt auch in unserem eigenen Interesse. Wer weiß, wohin unsere Gedanken morgen spazieren gehen …

Hiob 2,10

Monatsspruch für Oktober
Haben wir Gutes empfangen von Gott
und sollten das Böse nicht auch annehmen?
– Hiob 2,10
Ein Satz, der Widerspruch provoziert. Weil er einen Schatten auf Gott wirft. Und weil er so unterwürfig klingt. Darf man denn nicht einmal aufschreien, wenn „das Schicksal“ erbarmungslos zuschlägt? Doch, das dürfen wir. Wer will es uns verbieten? Aber das ist etwas, was wir – wenn der erste Zorn über diesen Satz verraucht ist – auch dürfen: Das Leben nehmen, wie das Leben eben ist. Das Böse und das Tragische nicht verdrängen. Uns auch dem stellen, was furchtbar und schmerzhaft ist. Das ist schwierig und notwendig zugleich.

Matthäus 18,3

Monatsspruch für September
Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen.
– Matthäus 18,3
Wir fragen: "Wer ist der Größte?" Jesus antwortet: "Werdet wie die Kinder!" In der Rang- und Hackordnung stehen sie unten. Und Jesus meint: "Stellt euch mit ihnen auf eine Stufe - anstatt um Macht und Einfluss zu kämpfen." Gute Idee.

Matthäus 10,16

Monatsspruch für August
Seid klug wie die Schlangen,
und ohne Falsch wie die Tauben.
– Matthäus 10,16
Warum? Weil wir uns nicht auf einer Insel der Seligen befinden, sondern in einer Welt voller Gegensätze und Konflikte. Wie kommen wir da durch? Gar nicht so einfach. Deshalb dieser zweifache Rat. Ein konsequentes Sowohl-als-auch. Listig, aber nicht hinterlistig. Fromm, aber nicht blöd. Kreative Lösungen in einer komplizierten Welt. Nur Mut!